Bulletin (Archiv 1997-2010)

  • Die Gefährdung von Medizinalpersonen durch HIV

    01. July 1995

    Bereits 1Q84 wurde der erste Fall einer HIV-Transmission nach einer Nadelstichverletzung berichtet. In der Zwischenzeit wurden an verschiedenen Orten auf Meldung von Expositionen basierende Überwachungssysteme eingerichtet, um die Häufigkeit und Umstände von nosokomialen HIV-Transmissionen zu untersuchen (vgl. BAG Bulletin 31.7.95 für die Situation in der Schweiz). Dabei ist es schwierig, im individuellen Fall zu entscheiden, ob eine HIV-positive Medizinalperson eine berufsbedingte Infektion aufweist, wenn nicht nach einer klaren Exposition eine Serokonversion dokumentiert werden kann. Es muß deshalb bei den berufsbedingten HIV-Infektionen zwischen dokumentierten und möglichen Transmissionen unterschieden werden. Article as PDF

    J. Jost, C. Colombo, C. Ruef, A. Iten

  • Desinfektion von Instrumenten nach Kontakt mit HIV-haltigen Körperflüssigkeiten - ein Problem?

    01. July 1995

    Das Human Immunodefidency Virus (HIV) kann aus Blut, Speichel, Tränen, Liquor, Muttermilch, Urin, Samenflüssigkeit, Vaginalsekret, lymphatischem und Hirngewebe sowie Knochenmark isoliert werden. Instrumente, die bei HIV-infizierten Patienten verwendet werden, können nach Gebrauch mit HIV kontaminiert sein. So wurde HIV in einer Studie auf sieben von 20 ungewaschenen Endoskopen nach deren Einsatz bei mit HIV infizierten Patienten nachgewiesen. Da jeder Patient als potentiell infiziert gilt, sollten Vorsichtsmaßnahmen, die das Risiko einer Übertragung von HIV verringern, bei allen Patienten getroffen werden. Darunter fallen auch Desinfektionsmaßnahmen von Instrumenten. Die korrekte Desinfektion muß Gewähr dafür bieten, dass HIV und andere Krankheitserreger nicht auf weitere Patienten oder Medizinalpersonen übertragen werden können. Article as PDF

    C. Ruef, P. Francioli

  • HIV und Hepatitis B/C: Vorsichtsmaßnahmen bei blutübertragenen Erkrankungen im Operationssaal

    01. July 1995

    Die Prävalenz von HIV-infizierten Patienten nimmt zu, vorwiegend durch die verbesserten Prophylaxe- und Therapiemöglichkeiten und damit verbunden die höhere Lebenserwartung (ungefähr 25'000 HIV-Patienten in der Schweiz, Stand April 1994). Dadurch wird auch die Anzahl der Eingriffe an diesen Patienten steigen, da diese vor allem im fortgeschrittenen Stadium diagnostische und therapeutische Maßnahmen erfordern. Article as PDF

    A. Widmer, D. Pittet

  • Hepatitis C und Medizinalpersonen

    01. July 1995

    Entdeckung und Nachweis des Hepatitis C- Virus Ende der 80er Jahre wurden Virusbestandteile des für die meisten Fälle der transfusionübertragenen Non-A-Non-B-Hepatitis verantwortlichen Virus entdeckt. Das Virus wurde Hepatitis C-Virus (HCV) genannt. Es handelt sich um ein kleines RNA-Virus, das der Familie der Flaviviridae zugeordnet wird. Die serologischen Nachweismethoden der ersten Generation waren nicht selten falsch positiv und eine Serokonversion konnte häufig erst 3 Monate nach Infektion nachgewiesen werden. Mit der heutigen Kombination von Suchtesten und sogenannt spezifischen Testen kann im Stadium der chronisch aktiven Hepatitis eine Sensitivität von über 95% erreicht und die Phase des serologischen Fensters auf wenige Wochen verkürzt werden. Die Polymerase Chain Reaction (PCR) erlaubt durch Nachweis der RNA im Blut eine frühere Diagnose. Die Indikation zu dieser Untersuchung muß aber streng gestellt werden. Article as PDF

    H. Furrer, P. Francioli

  • Interessante Artikel: Investigation of Patients of Health Care Workers Infected with HIV. The Centers of Disease Control and Prevention Database

    01. July 1995

    Der 1992 erschienene Bericht, dass in einer zahnärztlichen Praxis in den USA 6 Patienten eines HIV-positiven Zahnarzt mit HIV infiziert worden seien, beunruhigte Öffentlichkeit, Gesundheitsbehörden und Patientenorganisationen. In der Folge wurden mehrere Untersuchungen bei Patienten von HIV-infizierten Medizinalpersonen (vor allem Ärzten und Zahnärzten) durchgeführt. Die Resultate der 64 dem Center of Disease Control (CDC) bekannten Untersuchungen werden in der vorliegenden Arbeit zusammengefaßt. Die Untersuchungen wurden zwischen 1987 und 1994 durchgeführt. Bei 22171 Patienten von 51 Medizinalpersonen wurde ein HIV-Test durchgeführt. Bei 113 Patienten von 14 Medizinalpersonen wurde ein positiver HIV-Test gefunden. Davon konnten 110 Patienten labormäßig und epidemiologisch bzgl. Risikofaktoren befragt werden. Bei 90 von ihnen war die HIV-Positivität schon bekannt oder sie gehörten einer klassischen Risikopopulation an. Das Virusgenom von 16 der 20 Patienten ohne klare Risikoanamnese konnte mittels Sequenzierung analysiert und mit dem der Medizinalperson verglichen werden. Es wurde in keinem dieser Fälle eine nahe Verwandtschaft der Viren nachgewiesen, so dass eine Übertragung von der Medizinalperson auf die Patienten ausgeschlossen war. Patientennotifikationsstudien sind immer unvollständig. Ein Teil der Patienten sind nicht mehr auffindbar oder verweigern eine Untersuchung, und die Rekonstruktion der Exposition ist retrospektiv schwierig. Zudem wurden die einzelnen Untersuchungen nicht nach einem fixen Schema durchgeführt. Deshalb ist eine genaue Aussage über das Risiko der HIV-Übertragung von Medizinalpersonen auf Patienten nicht möglich. Da aber bei über 20000 getesteten Patienten keine Hinweise auf diese Übertragungsart gefunden werden konnte, muß von einem sehr kleinen Risiko ausgegangen werden. Die Autoren kommen zum Schluß, dass solche aufwendigen Notifikationsuntersuchungen nicht routinemäßig durchgeführt werden sollten, sondern nur in speziellen Fällen indiziert sein können. Dies könnte der Fall sein, wenn Hinweise auf psychische Veränderungen bei der Medizinalperson vorliegen, oder wenn Richtlinien zur Prävention blutübertragener Krankheiten nachweislich verletzt wurden. Article as PDF

    Robert LM, Chamberland ME, Cleveland JL, Marcus R, Gooch BF et al. Ann Intern Med 1995;122:653-657

  • Prävention der Katheterassoziierten nosokomialen Harnwegsinfektion

    01. March 1995

    Infektionen der ableitenden Harnwege sind für 40% der nosokomialen Infektionen verantwortlich. Diesen Infektionen kommt in Alters- und Pflegeheimen eine besondere Bedeutung zu, da fünf bis zehn Prozent der Bewohner sogenannte Langzeitkatheterträger sind. Bei über 80% der Patienten mit nosokomialen Harnwegsinfektionen wurde ein Blasenkatheter verwendet. Deshalb ist die Kenntnis von Risikofaktoren und Pathogenese der Harnwegsinfektion bei Katheterträgern als Voraussetzung für mögliche Präventionsrnassnahmen besonders wichtig. Article as PDF

    C. Ruef

  • Editorial, März 1995

    01. March 1995

    Nosokomiale Infektionen können sowohl Patienten als auch medizinisches Personal gefährden. Nur Patienten betreffende nicht unmittelbare lebensgefährliche Infektionen wurden lange nicht allzu ernst genommen. Dies ändert sich seit die finanziellen Konsequenzen auch «banaler» nosokomialer Infektionen immer klarer werden und eine Qualitätskontrolle der Medizin gesundheitspolitisch gefordert wird. Ein typisches Beispiel dafür sind Harnwegsinfektionen bei Urindauerkathetern, die häufigsten nosokomialen Infektionen überhaupt. Immer noch werden Indikation des Dauerkatheters zu selten hinterfragt und unnütze Massnahmen wie Spülungen von Kathetern und Therapie asymptomatischer Bakteriurien zu häufig durchgeführt. Article as PDF

    P. Francioli, H. Furrer, D. Pittet, P.-A. Raeber, C. Ruef, H. Siegrist, A.F. Widmer

  • Praktische Note: Die Varizelleninfektion: Ein Gesundheitsrisiko für Patienten und Medizinalpersonen

    01. March 1995

    Die Varizelleninfektion kann bei gesun­den Erwachsenen einen schweren Verlauf nehmen und gelegentlich unter Narbenbil­dung abheilen. Die Varizellenpneumonie wird bei Erwachsenen deutlich häufiger be­obachtet als bei Kindern. Tritt die Infektion während dem ersten Trimester der Schwan­gerschaft auf, kann sie zu einer Fötopathie führen. Schliesslich kann die Varizellenin­fektion beim immunsupptimierten Patien­ten einen schweren Verlauf mit unter Um­ständen letalem Ausgang nehmen. Article as PDF

    C. Ruef

  • Typisierung von Bakterien: Methoden und epidemiologische Aussagekraft

    01. March 1995

    Zusätzlich zu einer genauen Identifizie­rung und einer detaillierten Resistenzprü­fung benötigt der Klinker häufig darüber Auskunft ob ein Bakterienstamm eines Pa­tienten der gleichen Herkunft ist, wie an­dere scheinbar ähnliche Stämme anderer Patienten oder solche aus Umweltquellen. Ein solches Vorgehen ermöglicht es, das Vorliegen einer Infektionskette im Spital oder auch eine Lebensmittelvergiftung ge­nau zu erfassen. Der Nachweis solcher In­fektionsketten erfolgt durch eine Typisie­rungsmethode, welche eine genauere Dif­ferenzierung zwischen Stämmen der glei­chen Spezies erlaubt. Article as PDF

    H. Siegrist, D.S. Blanc

  • Interessante Artikel: Investigation of a pseudo-outbreak of orthopedic infections caused by Pseudomonas aeruginosa

    01. March 1995

    Nachdem sowohl dem orthopädischen Chirurgen auffiel, dass bei mehreren seiner Patienten postoperative Gelenksinfektio­nen mit Ps. aeruginosa auftraten, wurde eine Untersuchung eingeleitet. Innert zwei Monaten wurden vier Gelenksinfektionen mit Ps. aeruginosa beobachtet. Im Rahmen der Untersuchung wurde bekannt, dass im Mikrobiologie-Labor eine Flasche mit steri­ler NaCl-Lösung mit Ps. aeruginosa konta­miniert war. Die Ausdehnung der Untersu­chung auf Proben, die in Kontakt mit der kontaminierten Lösung kamen, ergab, dass bei' insgesamt elf Patienten dieses Resultat als relevant oder möglicherweise relevant beurteilt wurde. Dementsprechend erhiel­ten sechs der elf Patienten eine antibioti­sche Therapie, die bei vier Patienten wäh­rend mehr als vier Wochen durchgeführt wurde. Bei einem Patienten traten auf meh­rere Antibiotika relevante anaphylaktische Reaktionen auf. Der genotypische Vergleich der Isolate mittels Ribotyping ergab prakti­sche Identität zwischen den «klinischen» Isolaten und dem NaCl-Stamm. Die hier beschriebene Pseudoepidemie umfasste nur wenige Patienten. Für die ein­zelnen Patienten war dieser «Artefakt» praktisch immer klinisch relevant, da da­durch entweder die Aufenthaltsdauer, die Therapie oder die Komplikationsrate mit beeinflusst wurde. Die Kontamination von Lösungen in Spitalbereichen, die nicht mit dem Risiko nosokomialer Infektionen in Verbindung gebracht werden, kann sich di­rekt auf die Patientenbetreuung auswirken. Pseudoepidemien sind zwar leichter zu stoppen, nachdem sie als solche erkannt sind, als Epidemien, trotzdem sollten sie nicht auf die leichte Schulter genommen werden, da nicht selten mit einer erhebli­chen Morbidität und Mortalität assoziiert. Article as PDF

    Forman W, Axelrod P, St. John K, Kostman J, Khater C, Woodwell J, Vitagliano R, Truant A, Satishchandran V, Fekete T. Infect Control Hosp Epidemiol 1994; 15: 652-657

Swissnoso Bulletin

Seit der Gründung 1994 hat Swissnoso im Swissnoso Bulletin verschiedene Aspekte der Prävention nosokomialer Infektionen und der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen behandelt. Im Rahmen einer Anpassung der Swissnoso Website wurden die Bulletin-Artikel ab 2011 in die Seite Guidelines & Publikationen integriert. Im Bulletin Archiv (1997-2010) sind Bulletin-Artikel zugänglich, die im Zeitraum von 1997-2010 veröffentlicht wurden.